Habakuks Gespräch mit einem schweigenden Gott
(nach dem Buch Habakuk, Kapitel 1-3, Schlachter 2000 – kindgerecht erzählt)
Es war einmal ein Mann in Israel. Sein Name war Habakuk.
Habakuk war ein Prophet – das bedeutet: Er redete mit Gott und sagte den Menschen, was Gott dachte und wollte.
Aber eines Tages war Habakuk sehr traurig. In seinem Land geschahen viele schlimme Dinge. Menschen logen, stahlen und verletzten sich gegenseitig. Die Starken taten, was sie wollten, und keiner kümmerte sich um die Schwachen.
Habakuk wurde ganz traurig im Herzen. So traurig wie dunkle Regenwolken am Himmel. Er rief zu Gott:
„Warum tust du nichts, Gott? Warum siehst du zu, wenn Menschen so gemein sind? Wann wirst du helfen?“
Aber – Gott sagte erstmal gar nichts.
Habakuk wartete.
Und wartete.
Und wartete noch mehr.
Es war still. So still wie in einer schlafenden Nacht.
Habakuk fühlte sich allein. Vielleicht dachte er: „Hört Gott mich überhaupt?“
Aber dann – endlich – sprach Gott.
Er sagte:
„Ich werde etwas tun, das ihr nicht versteht. Ich schicke ein anderes Volk, die Chaldäer. Sie werden euer Land angreifen.“
Habakuk erschrak!
„Was? Die Chaldäer? Aber sie sind noch schlimmer! Warum schickst du böse Leute gegen uns? Das verstehe ich nicht, Gott!“
Doch Gott sagte:
„Die Stolzen werden vergehen. Aber der Mensch, der mir vertraut, wird leben.“
Habakuk dachte lange nach.
Er ging auf einen hohen Turm, stellte sich hin und sagte:
„Ich werde warten, bis Gott wieder redet. Ich will hören, was er sagt.“
Und beim Warten merkte Habakuk etwas:
Auch wenn er nicht alles verstand, wusste er, dass Gott immer gerecht ist. Und er wusste:
Gott macht keine Fehler.
Am Ende betete Habakuk:
„Auch wenn kein Obst wächst und keine Tiere da sind, will ich mich trotzdem freuen. Nicht, weil alles gut ist – sondern weil du mein Gott bist. Du gibst mir Kraft. Du bist mein Retter.“
Habakuks Herz war nun nicht mehr wie eine dunkle Wolke.
Es war warm und still und voller Licht – wie ein Sonnenaufgang nach einer langen, dunklen Nacht.
Botschaft der Geschichte
Manchmal verstehen wir nicht, warum schlimme Dinge passieren. Manchmal redet Gott nicht sofort. Aber auch wenn es dunkel ist, dürfen wir ihm vertrauen. Gott sieht alles. Und er liebt uns.
Fragen zum Nachdenken
- Hast du schon mal gedacht, dass Gott schweigt?
- Was kannst du tun, wenn du traurig bist und Gott nicht verstehst?
- Glaubst du, dass Gott immer einen Plan hat, auch wenn du ihn noch nicht siehst?
Bibelstelle
Die Passage, in der Habakuk mit einem scheinbar schweigenden Gott ringt, steht im Buch Habakuk 1,2–4. Dort klagt der Prophet Gott sein Leid darüber, dass Gott das Unrecht im Land zuzulassen scheint, ohne einzugreifen.
Habakuk 1,2–4 (Schlachter 2000):
„Wie lange, o HERR, soll ich rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: »Gewalt!«, und du rettest nicht! Warum lässt du mich Unrecht sehen und siehst dem Jammer zu? Verwüstung und Gewalttat sind vor mir; Streit entsteht, und Zank erhebt sich. Darum wird das Gesetz kraftlos, und das Recht kommt niemals hervor; denn der Gottlose umzingelt den Gerechten — darum kommt das Recht verdreht hervor.“
Diese Verse zeigen, wie der Prophet mit Gottes scheinbarem Schweigen und dem scheinbaren Triumph des Bösen ringt – ein Thema, das in den folgenden Versen weiter entfaltet wird, als Gott schließlich antwortet.