Jakob und Esau: Die Versöhnung der Brüder
Es war einmal ein Mann namens Jakob. Er hatte einen Zwillingsbruder. Der hieß Esau. Die beiden waren Brüder, aber ganz unterschiedlich.
Esau war stark und hatte rote, zottige Haare. Er ging gern auf die Jagd. Er konnte gut mit dem Bogen schießen und war oft draußen im Wald.
Jakob blieb lieber zuhause bei den Zelten. Er mochte es, zu kochen und bei seiner Mutter zu sein.
Doch eines Tages hatte Jakob seinem Bruder etwas ganz Wichtiges weggenommen: das Erstgeburtsrecht! Und auch den Segen ihres Vaters. Esau war sehr wütend auf Jakob, so wütend wie ein Löwe, der sein Futter verteidigen will. Esau wollte Jakob weh tun.
Deshalb lief Jakob schnell weg. Viele Jahre lebte er weit weg von zu Hause.
Er heiratete und bekam Kinder. Er wurde reich. Aber tief in seinem Herzen wusste Jakob: „Ich muss mich mit meinem Bruder versöhnen. Ich habe ihm sehr wehgetan. Ich möchte Frieden mit ihm.“
Viele Jahre später machte sich Jakob mit seiner Familie auf den Weg zurück. Er wusste: Nun werde ich Esau wiedersehen!
Jakob hatte Angst. Was, wenn Esau ihm noch immer böse war? Was, wenn Esau ihn angreift?
Jakob wusste nicht, was auf ihn zukam. Sein Herz klopfte heftig, wie ein Trommelwirbel. Er betete:
„Gott, bitte hilf mir. Ich habe Angst. Ich will Frieden mit meinem Bruder.“
Dann schickte Jakob viele Geschenke voraus. Große Ziegen, viele Schafe, starke Kamele, Kühe und Esel. Er hoffte, dass Esau sich darüber freut und nicht mehr böse ist.
Dann sah er Esau kommen – mit 400 Männern! Jakob bekam große Angst. Er stellte seine Familie hinter sich. Er wollte sie beschützen. Und dann ging er langsam auf Esau zu.
Aber was passierte? Esau rannte auf Jakob zu – nicht mit einem Schwert, sondern mit offenen Armen!
Er umarmte seinen Bruder ganz fest. Die beiden Brüder weinten. Die Tränen liefen wie glitzernde Tropfen über ihre Gesichter. Sie waren wieder Freunde.
Esau sagte: „Du bist mein Bruder. Ich bin nicht mehr böse. Ich brauche keine Geschenke.“
Aber Jakob bestand darauf: „Bitte nimm sie. Wenn ich in dein Gesicht sehe, ist es, als würde ich Gottes Lächeln sehen!“
Die beiden Brüder gingen in Frieden voneinander weg. Ihre Herzen waren wieder froh.
Was wir lernen können
Gott freut sich, wenn wir uns versöhnen und wieder lieb zueinander sind. Auch wenn wir Fehler machen, können wir um Vergebung bitten. Gott hilft uns, Frieden zu schließen.
Fragen zum Nachdenken
- Hattest du schon einmal Streit mit jemandem?
- Wie hast du dich gefühlt?
- Was kannst du tun, wenn du dich mit jemandem versöhnen möchtest?
Bibelstelle
Die Geschichte von der Versöhnung Jakobs und Esaus findet sich in 1. Mose 33,1–17 (Schlachter 2000):
Jakob und Esau – Die Versöhnung
1. Mose 33,1–17 (Schlachter 2000):
"Und Jakob erhob seine Augen und sah, und siehe, Esau kam, und 400 Mann mit ihm. Da verteilte er die Kinder auf Lea und Rahel und auf die beiden Mägde,
2 und er stellte die Mägde mit ihren Kindern vornean, Lea aber mit ihren Kindern dahinter, und Rahel mit Joseph zuletzt.
3 Er selbst aber ging ihnen voraus und verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er nahe zu seinem Bruder kam.
4 Esau aber lief ihm entgegen und umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten.
5 Als er dann seine Augen erhob und die Frauen und Kinder sah, sprach er: Wer sind diese bei dir? Er antwortete: Es sind die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Gnade geschenkt hat!
6 Da traten die Mägde herzu mit ihren Kindern, und sie verneigten sich.
7 Auch Lea trat herzu mit ihren Kindern, und sie verneigten sich. Danach traten Joseph und Rahel herzu und verneigten sich.
8 Und er sprach: Was willst du mit diesem ganzen Lager, dem ich begegnet bin? Er sprach: Dass ich Gnade finde in den Augen meines Herrn!
9 Esau sprach: Ich habe genug, mein Bruder; behalte, was du hast, für dich!
10 Jakob aber sprach: Ach nein! Habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, so nimm meine Gabe aus meiner Hand! Denn weil ich dein Angesicht gesehen habe, ist es, als hätte ich Gottes Angesicht gesehen, und du hast mich freundlich angesehen.
11 Nimm doch mein Segensgeschenk an, das dir überbracht worden ist! Denn Gott hat mir Gnade erwiesen, und ich habe alles! Und er nötigte ihn, sodass er es annahm.
12 Und er sprach: Lass uns aufbrechen und weiterziehen; ich will vor dir herziehen.
13 Er aber sprach zu ihm: Mein Herr weiß, dass die Kinder zart sind und ich säugende Schafe und Rinder bei mir habe; treibt man sie nur einen Tag übermäßig, so stirbt das ganze Kleinvieh.
14 Mein Herr ziehe doch vor seinem Knecht hin; ich aber will gemächlich nachziehen, in dem Tempo des Viehs, das vor mir herzieht, und in dem Tempo der Kinder, bis ich zu meinem Herrn nach Seir komme.
15 Da sprach Esau: So will ich doch einige von den Leuten bei dir lassen, die bei mir sind! Er sprach: Wozu das? Ich möchte nur Gnade finden in den Augen meines Herrn!
16 So kehrte Esau an jenem Tag wieder zurück auf seinem Weg nach Seir.
17 Jakob aber zog nach Sukkot und baute sich ein Haus; auch für sein Vieh errichtete er Hütten; darum nannte man den Ort Sukkot."