Es war einmal eine Familie in Bethlehem. Da waren Elimelech, seine Frau Noomi und ihre zwei Söhne. Sie lebten in einem kleinen Haus und hatten ein einfaches, aber glückliches Leben. Doch eines Tages wurde alles anders – eine große Hungersnot kam über das Land. Die Felder blieben leer, das Brot wurde knapp, und die Familie wusste nicht, wie sie satt werden sollte.
Elimelech sagte zu Noomi:
„Wir müssen fortziehen. In Moab gibt es genug zu essen.“
Noomi war traurig, ihr Zuhause zu verlassen, aber sie vertraute Elimelech. Also packten sie ihre Sachen, nahmen ein wenig Brot mit und machten sich auf den langen Weg. Die Sonne brannte heiß, und der Staub wirbelte um ihre Füße. Doch als sie in Moab ankamen, fanden sie fruchtbare Felder und lachende Menschen. Sie suchten sich ein neues Zuhause und hatten bald wieder genug zu essen.
Eine Zeit lang war Noomi froh. Doch dann wurde Elimelech krank und starb. Noomi weinte viel, sie fühlte sich einsam und traurig. Ihre Söhne trösteten sie, und als sie erwachsen wurden, heirateten sie zwei Frauen aus Moab: Orpa und Rut. Noomi mochte beide sehr. Oft saßen sie zusammen, machten Suppe und erzählten sich Geschichten.
Aber das Glück hielt nicht lange. Auch Noomis Söhne wurden krank und starben. Nun war Noomi ganz allein. Ihr Herz fühlte sich an wie ein Baum ohne Blätter. Sie saß oft still da und schaute in den Himmel.
Eines Tages kam ein Mann nach Moab und sagte:
„In Bethlehem wächst wieder Getreide! Die Hungersnot ist vorbei!“
Noomi wusste, dass sie zurück nach Hause wollte. Sie packte ihr Bündel und rief Orpa und Rut zu sich.
„Meine lieben Töchter, geht zu euren Familien zurück. Ich habe nichts mehr für euch. Kein Brot, keine Söhne. Seid glücklich.“
Orpa weinte, umarmte Noomi ein letztes Mal und ging langsam fort. Aber Rut schüttelte den Kopf und hielt Noomis Hand ganz fest.
„Nein, ich gehe mit dir! Wo du bist, will ich sein. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Ich lasse dich nicht allein.“
Noomi schaute Rut an. Ihr Herz wurde warm, wie eine Decke im Winter.
„Willst du wirklich mitkommen?“ fragte sie.
Rut lächelte: „Ja, ganz sicher!“
So machten sich die beiden Frauen auf den Weg nach Bethlehem. Die Sonne schien hell, aber der Wind war kühl. Sie liefen über Hügel und ruhten sich unter Bäumen aus. Rut summte ein Lied, und Noomi fühlte sich ein wenig leichter.
Als sie in Bethlehem ankamen, leuchteten die Felder golden, wie ein Teppich aus Sonnenlicht. Die Leute riefen:
„Noomi ist wieder da!“
Kinder winkten, und Noomi sah ihr altes Haus. Sie dachte an Elimelech und ihre Söhne und war traurig. Doch Rut nahm ihre Hand und sagte:
„Jetzt sind wir zusammen.“
Sie fanden ein kleines Haus, und Rut ging jeden Tag auf die Felder, um Gerste zu sammeln. Noomi backte Brot, und abends saßen sie am Tisch und redeten. Noomi wusste: Mit Rut war sie nicht allein.
Fragen zum Nachdenken
- Warum wollte Rut bei Noomi bleiben, obwohl Orpa gegangen ist?
- Ist es dir schon mal passiert, dass du einem Freund geholfen hast, auch wenn es schwer war?
- Was würdest du tun, wenn jemand in deiner Familie traurig ist und dich braucht?
Die Botschaft der Geschichte
Rut zeigt uns, wie wichtig es ist, treu und liebevoll zu unseren Freunden und unserer Familie zu sein. Gott sieht unsere Liebe und kümmert sich um uns, auch wenn es schwer ist. 💛
Bibelstelle
Die Geschichte von Rut und ihrer Loyalität beginnt im Buch Rut, Kapitel 1, Verse 1-22:
*„It geschah zur Zeit, als die Richter richteten, dass eine Hungersnot im Land entstand. Da ging ein Mann von Bethlehem in Juda aus, um sich im Gebiet von Moab aufzuhalten mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Der Mann hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon, Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und sie kamen ins Land Moab und blieben dort. Da starb Elimelech, der Mann Noomis, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen zurück. Diese nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut. Und sie wohnten dort etwa zehn Jahre. Da starben auch die beiden, Machlon und Kiljon, so dass die Frau nach dem Tod ihrer beiden Söhne und ihres Mannes allein übrig blieb.
Da machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf und kehrte aus dem Land Moab zurück, denn sie hatte im Land Moab gehört, dass der HERR sein Volk heimgesucht und ihnen Brot gegeben habe. So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und sie machten sich auf den Weg, um ins Land Juda zurückzukehren. Da sprach Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt um, eine jede zum Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr an den Verstorbenen und an mir gehandelt habt! Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in dem Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen! Noomi aber sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich noch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, geht hin! Denn ich bin zu alt, um wieder einen Mann zu empfangen. Und wenn ich spräche: Ich habe Hoffnung! und wenn ich in dieser Nacht einen Mann heiratete und Söhne gebäre, wolltet ihr etwa warten, bis sie groß geworden wären? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann nehmen? Nicht doch, meine Töchter! Denn es schmerzt mich sehr um euretwillen, dass die Hand des HERRN gegen mich ausgestreckt ist! Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr, und Orpa küsste ihre Schwiegermutter; Rut aber hing ihr an. Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern; kehre du auch um, deiner Schwägerin nach! Aber Rut antwortete: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen und umzukehren, damit ich nicht dir nachfolge! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich begraben werden. So soll mir der HERR tun und so hinzufügen — nur der Tod wird mich von dir scheiden! Als sie nun sah, dass sie fest darauf bestand, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden.
So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Und als sie in Bethlehem ankamen, geriet die ganze Stadt ihretwegen in Bewegung, und die Frauen sprachen: Ist das die Noomi? Sie aber sprach zu ihnen: Nennt mich nicht Noomi, nennt mich Mara! Denn der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan. Voll zog ich aus, und leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich Noomi? Da doch der HERR gegen mich gezeugt und der Allmächtige mir Böses getan hat. So kehrte Noomi zurück und mit ihr die Moabiterin Rut, ihre Schwiegertochter, die aus dem Gebiet von Moab heimkehrte; und sie kamen nach Bethlehem zu Beginn der Gerstenernte.“*