Vor langer Zeit lebte eine Frau namens Noomi. Sie hatte einen Mann und zwei Söhne. Doch in ihrem Land gab es kein Essen mehr, und so zog die Familie in ein anderes Land, um dort zu leben. Das Land hieß Moab.
Dort in Moab wuchsen die Söhne heran und heirateten zwei liebe Frauen, Rut und Orpa. Aber dann geschah etwas sehr Trauriges: Noomis Mann starb. Und nach einiger Zeit starben auch ihre beiden Söhne. Noomi war sehr traurig. Jetzt hatte sie nur noch Rut und Orpa.
Eines Tages hörte Noomi, dass es in ihrer alten Heimat wieder genug Essen gab. Sie wollte zurückgehen. Sie sagte zu Rut und Orpa: „Bleibt hier bei euren Familien. Ihr seid noch jung, und Gott wird für euch sorgen.“
Orpa weinte und blieb schließlich in Moab. Aber Rut schüttelte den Kopf. Sie sagte: „Nein, Noomi! Ich werde mit dir gehen. Dein Volk soll mein Volk sein, und dein Gott soll mein Gott sein. Ich lasse dich nicht allein!“
Noomi konnte es kaum glauben. Sie nahm Rut bei der Hand, und die beiden machten sich auf den langen Weg nach Israel. Es war ein schwerer Weg, aber Rut ließ Noomi keine Sekunde allein.
Als sie endlich in die Stadt Bethlehem kamen, schauten die Menschen erstaunt. „Ist das Noomi?“ fragten sie. Noomi antwortete: „Ich bin sehr traurig, aber Gott hat mich nicht vergessen.“ Und Rut stand treu an ihrer Seite.
Fragen zum Nachdenken
Kennst du jemanden, der traurig ist? Kannst du ihm helfen, so wie Rut Noomi geholfen hat?
Botschaft der Geschichte
Rut zeigte große Liebe und Treue. Gott freut sich, wenn wir treu und lieb zu anderen Menschen sind.
Bibelstelle
Die Geschichte von Rut und ihrer Loyalität findet sich in Rut 1,1-22.
Rut 1,1-22 (Schlachter 2000):
*“Es geschah in den Tagen, als die Richter regierten, da entstand eine Hungersnot im Land. Und ein Mann aus Bethlehem-Juda zog fort, um sich im Gebiet von Moab aufzuhalten mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Der Name des Mannes war Elimelech, und der Name seiner Frau Noomi, und die Namen seiner beiden Söhne waren Machlon und Kiljon; die waren Ephratiter aus Bethlehem-Juda. Und sie kamen in das Gebiet von Moab und lebten dort.
Aber Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen zurück. Die nahmen sich moabitische Frauen; der Name der einen war Orpa, und der Name der anderen Rut. Und sie wohnten dort etwa zehn Jahre. Da starben auch sie beide, Machlon und Kiljon, sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann zurückblieb.
Da machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf und kehrte aus dem Gebiet von Moab zurück; denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der HERR sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe. Und sie zog aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie auf dem Weg waren, um ins Land Juda zurückzukehren, da sprach Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin, kehrt um, eine jede zum Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt! Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede im Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie.
Da erhoben sie ihre Stimme und weinten und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen! Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich noch Söhne in meinem Leib, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, und geht hin; denn ich bin zu alt, um einen Mann zu heiraten! Selbst wenn ich dächte: Es ist noch Hoffnung vorhanden! Selbst wenn ich noch in dieser Nacht einem Mann gehören und sogar Söhne gebären würde – wolltet ihr darum warten, bis sie groß werden? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht doch, meine Töchter! Denn mir ergeht es viel bitterer als euch; denn die Hand des HERRN ist gegen mich ausgegangen!
Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber hing ihr an. Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern; kehre du auch um, deiner Schwägerin nach! Aber Rut antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden sollte! Denn wohin du gehst, da will ich auch hingehen; und wo du bleibst, da bleibe ich auch! Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden. Der HERR tue mir dies und das – nur der Tod wird mich und dich scheiden!
Als Noomi nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, da ließ sie ab, ihr zuzureden. So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, da geriet die ganze Stadt ihretwegen in Bewegung, und die Frauen sagten: Ist das nicht Noomi?
Sie aber sprach zu ihnen: Nennt mich nicht Noomi[1]; nennt mich Mara[2]; denn der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan! Voll zog ich aus, aber mit leeren Händen hat mich der HERR wieder heimgebracht! Warum nennt ihr mich Noomi, da doch der HERR gegen mich ausgesagt und der Allmächtige mir Böses getan hat?
So kehrte Noomi zurück, und mit ihr die Moabiterin Rut, ihre Schwiegertochter, die aus dem Gebiet von Moab kam. Und sie kamen nach Bethlehem zu Beginn der Gerstenernte.“*